Der sicherste Messenger der Welt! (Spoiler: Den gibt es nicht)

Die „Sicherheit von Messenger-Apps“ ist ein subjektiver Begriff, wird oft falsch betrachtet und erfordert einige weitere Erklärungen. Die Frage, die man sich stellen muss, lautet: Was bedeutet Sicherheit für mich persönlich? Woran messe ich die „Sicherheit“ eines Messengers?

Beispiele:

Sicherheit kann bedeuten, dass Freunde und Arbeitskollegen, die theoretisch Zugriff auf mein Telefon haben, nicht die Messenger-App öffnen und meine Nachrichten lesen können. Oder Sicherheit kann auch bedeuten, dass die Messenger-Nachrichten nicht von einfachen Hackern, zum Beispiel in einem Hotel-WLAN, mitgelesen werden können. Aber Sicherheit kann auch bedeuten, dass die Kommunikation zwischen mir und jemand anderem niemals von Dritten eingesehen werden kann. Das sind enorme Unterschiede, aber so gut wie alle drei Szenarien kann man mit dem Begriff Sicherheit beschreiben oder definieren.

Der erste Punkt, den man bedenken muss: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Solange du ein Gerät verwendest, das zum Beispiel auch ein Betriebssystem verwendet, dem nicht zu 100% vertraut werden kann, erreichst du, unabhängig von der verwendeten App, keine 100%ige Sicherheitsstufe. Jeder Messenger, der zum Beispiel auf einem Google-, Windows- oder Apple-iOS-Betriebssystem oder auf Hardware eines Drittherstellers läuft, ist potenziell und auch tatsächlich „unsicher“. Es gibt immer Wege oder Möglichkeiten, über die Dritte auf dein Gerät zugreifen, es manipulieren und auf deine Daten zugreifen können. Wenn wir über Kommunikation sprechen, dann reden wir von einem Datenaustausch zwischen zwei oder mehreren Personen untereinander, daher stellt sich explizit für diese Kommunikation die weitere Frage nach diesen Voraussetzungen für alle beteiligten Personen ebenfalls.

Whatsapp, Telegram oder Threema?

Daher muss eindeutig gesagt werden: Ob ihr nun Signal, Telegram, Viber oder eine andere Messenger-App verwendet und diese auf nicht hundertprozentig vertrauenswürdiger Hardware oder Software nutzt, die Möglichkeit einer Manipulation, Überwachung oder wie auch immer man es nennen möchte, ist gegeben. Ich erspare mir hier Beispiele dafür zu nennen, denn seien wir ehrlich, das sollte mittlerweile jedem klar sein, der sich auch nur ein wenig mit der Materie beschäftigt hat.

Was also kann man tun?

Grundsätzlich sind wir nun wieder zurück bei den Fragen, die wirklich relevant sind. Wenn ihr Messenger auf eurem privaten Telefon verwendet, müsst ihr davon ausgehen, dass diese Mitteilungen immer auch von Dritten eingesehen werden können. Das lässt sich nicht verhindern. Was ihr maximal tun könnt, ist eine App zu finden, die den Zugriff durch Personen, die euer Telefon in der Hand haben oder vielleicht sogar eure Familie und Freunde, nicht ermöglicht. Wenn ihr Sicherheit vor Behörden haben wollt, dann solltet ihr vielleicht darauf achten, wem ihr was sendet oder schreibt. Wenn es dann noch so ist, dass ihr eine exponierte Person werden könntet, dann empfehle ich euch, keine Messenger mehr zu verwenden oder euch bewusst zu sein, dass diese Kommunikation überwacht werden wird.

Die Frage, ob man lieber Facebook/WhatsApp die Daten geben möchte oder lieber Telegram oder Signal, oder Apps wie Threema verwendet ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und darüber kann man herrlich fantasieren und streiten. Bedeutung hat das aber aus dieser beschriebenen Sicht keine.

Wem kann man wirklich vertrauen?

Hier ist ein Beispiel, das verdeutlicht, warum es wichtig ist zu verstehen, dass vermeintliche Sicherheit trügerisch sein kann: Ab 2018 entwickelte eine kriminelle Vereinigung in Deutschland ein eigenes Betriebssystem für Smartphones sowie eine Messenger-App und verwendete diese auf eigener Hardware. Diese Kombination wurde speziell für ihre Zwecke entwickelt und galt als besonders sicher. Hunderte Mitglieder der Organisation nutzten dann diese Geräte deutschlandweit. Sie bewegten sich in einem scheinbar sicheren Umfeld und planten, sprachen offen und kommunizierten über ihre Verbrechen in Gruppen.

Der Betreiber dieses Dienstes war einer von ihnen, wurde jedoch später Teil der verfolgenden Behörden und somit Teil der Überwachung. Dies führte dazu, dass durch die Beweise, die er lieferte, alle Teilnehmer an den Verbrechen belastet wurden. Natürlich wurden alle festgenommen und verurteilt. Dieser Erfolg der Polizei wäre jedoch nie gelungen, wenn die Organisation wie zuvor jahrelang nur persönliche Treffen an sicheren Orten arrangiert hätte.

Warum diese wahre Geschichte wichtig ist: Wenn man fälschlicherweise denkt, dass etwas sicher ist, wird man nachlässig und liefert Daten, die einem in jedem Fall schaden können. Ich möchte keineswegs zu kriminellen Handlungen raten, im Gegenteil. Ich möchte nur betonen, dass es besser ist zu wissen, dass man nicht sicher kommunizieren kann, als sich in falscher Sicherheit zu wiegen und zu versuchen, dies mit fragwürdigen Apps zu ermöglichen.


Erstellt am: 19. März 2024

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